Kurzintervention senkt Alkoholkonsum nach Notfallaufnahme
Farmington ? Zu Silvester müssen die Notfallambulanzen jedes Jahr viele Patienten versorgen, die sich ihre Verletzungen im alkoholisierten Zustand zugezogen haben. Für eine Beratung der Patienten bleibt wenig Zeit. Dabei könnte nach den Ergebnissen einer Studie in den Annals of Emergency Medicine (2007; 50: 699-710) eine zehnminütige Kurzintervention den langfristigen Alkoholkonsum vieler Patienten senken.
Seit Jahren wirbt das US-National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIAAA) für ein Kurzscreening aller Notfallpatienten, also auch jener, deren Alkoholproblem nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist. Alkoholprobleme sind jedoch bei Notfallpatienten überaus häufig. Im ?screening, brief intervention, and referral for treatment? oder SBIRT-Programm, das zwischen April und August 2004 an 14 US-Zentren durchgeführt wurde, hatte jeder vierte der 7.751 gescreenten Patienten ein problematisches Trinkverhalten. Ein solches liegt laut NIAAA bei Männern bei mehr als vier und bei Frauen bei mehr als drei alkoholischen Getränken pro Tag vor.
1.132 Patienten mit Alkoholproblemen waren zur Teilnahme an der Studie bereit. Sie wurden auf zwei Gruppen verteilt. In der Kontrollgruppe händigten die Órzte den Patienten lediglich einen Informationszettel aus, was erfahrungsgemäß unwirksam ist. In der zweiten Gruppe erhielten die Patienten ebenfalls einen Informationszettel.
Darüber hinaus führten die Órzte jedoch eine Kurzintervention durch: Das Brief Negotiated Interview (BNI) hatten die Mediziner entweder in Kursen oder über eine Online-Fortbildung erlernt. Es besteht aus einem kurzen Interview, in dem die Órzte den möglicherweise problematischen Alkoholkonsum ansprechen, die Bereitschaft des Patienten zu einer Veränderung erkunden, um dann Ratschläge zu geben, die schließlich in einer ?Vereinbarung? zwischen Arzt und Patienten münden können. In der Studie benötigten die Órzte weniger als zehn Minuten für die BNI, erzielten jedoch eine nachhaltige Wirkung, wie eine Telefonumfrage nach 3 Monaten zeigte.
Wie die Gruppe um Robert Aseltine von der Farmington Universität im US-Staat Connecticut mitteilen, nahmen die Teilnehmer der BNI-Intervention ein Vierteljahr nach dem Gespräch mit dem Arzt im Durchschnitt 3,25 weniger alkoholische Getränke pro Woche zu sich. Die maximale Zahl der zu einem Zeitpunkt konsumierten alkoholischen Getränke wurde sogar um zwei Drittel gesenkt.
Am meisten profitierten Trinker mit einem geringen Abhängigkeitsrisiko (2 oder weniger positive Antworten bei den CAGE-Fragen) mehr als Patienten mit einem Abhängigkeitspotenzial (CAGE >2). Die Teilnehmer mit geringem Abhängigkeitspotenzial hatten ihren Alkoholkonsum zu 37,2 Prozent unter die NIAAA-Grenze des problematischen Trinkverhaltens gesenkt. In der Kontrollgruppe hatten dies nur 18,6 Prozent der Teilnehmer geschafft.
Nach Ansicht der Autoren zeigt die Studie, dass eine BNI-Beratung unter den Alltagsbedingungen einer Notfallambulanz möglich und effektiv ist. Auch wenn die Bedingungen an anderen Tagen als zu Silvester sicherlich günstiger sind.
Quelle:© rme/aerzteblatt.de
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